Akt im Kubismus
Der analytische und synthetische Kubismus kennt viele Gestaltungsformen und bricht mit traditionellen Sichtweisen. Das zum Jahreswechel 2016/17 enstandene Bild (Öl auf Leinwand 80 x 60 cm) ist das Ergebnis einer Auseinandersetzung mit Arbeiten von Pablo Picasso und Georges Braque, Robert Delaunay, Jean Metzinger, Giacomo Balla als Maler der Klassischen Moderne. Sie markiert die Abkehr von den seit der Renaissance gelehrten klassischen Theorien und Techniken. Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelten sich z.B. in Frankreich der Kubismus und Fauvismus, in Italien der Futurismus, in Deutschland der Expressionismus und an anderen Orten viele weitere Stilrichtungen, die unter dem Oberbegriff der Klassischen Moderne zusammengefasst sind .
Licht kommt von oben rechts und beleuchtet zwei Frauen, die mit Stangen hantieren. Die beiden Figuren entstammen einerseits dem Unterricht an der Freien Kunstakademie Überlingen FKÜ, andererseits einem Lehrbuch für Aktmalerei.
Der Hintergrund teilt sich diagonal in drei Helligkeitsebenen, abgegrenzt und deutlich zu sehen in der Anfangsskizze. Obwohl der analytische Kubismus keine Perspektive zulässt, und nur aus Flächen anstelle Volumina besteht, bin ich davon abgewichen. Die Einteilungen der Flächen sind in einer Art Zentralperspektive gegliedert. Es gibt einen Fluchtpunkt und eine Horizontlinie in der Mitte des Bildes. Geometrische Elemente wurden in dreidimensionaler treppenförmiger Weise angeordnet. Die Standfläche erzeugt durch Fluchtlinien ein räumliches Empfinden, einen eindeutigen Vordergrund. Die Begrenzungen der Flächen wurden durchgehend betont und durch eine entsprechende Rand- Untermalung in Violett verstärkt. Anders als im analytischen Kubismus erhält der Hintergrund dadurch eine Scharfzeichnung, fast konstruktiv.
Die farbliche Grundmischung beinhaltet ultramarines Titanblau und ein kaltes Rot mit etwas Ocker entlang der Schwarzskala. Diese Töne sind durchgehend in den weiteren Arbeitsschritten beibehalten worden und wurden zugunsten warmer Töne (Ocker) in den Figuren leicht verschoben.
Die Figuren sind zwar in den Skizzen und ersten Arbeitsschritten in reine Flächen gegliedert, ich bin aber beim Ausmalen davon wieder abgewichen. Anders als im Kubismus sind nun in den Figuren auch viele Rundungen zu sehen. Und schließlich entstand – eher ungewollt – wieder ein körperliches Volumen ohne die anfangs gesetzten Konturen und Begrenzungen.
Dadurch entstand aber ein zu großer Bruch in der geplanten Verbindung zwischen Hintergrund und Figuren. Konsequenterweise wurde die Scharfzeichnung im Hintergrund wieder abgeschwächt und die Flächenränder näher zueinander gesetzt, wodurch das Bild harmonischer wirkt.
Um die Entstehung des Bildes nachzuvollziehen, habe ich die Entstehungsphasen des Bildes Schritt für Schritt festgehalten und dokumentiert.